In den USA wird die Rolle der Campingplätze beim Aufbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge diskutiert. Lohnt der Blick über den Teich? Wäre das auch ein Thema bei uns?
Die Debatte, wer in den USA die Ladenetze der Zukunft für Elektrofahrzeuge bauen soll, wird immer hitziger. Angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Elektrofahrzeuge dort auf den Straßen von heute zwei Millionen auf über 28 Millionen im Jahr 2030 ansteigen soll, ist der Bedarf an zusätzlichen öffentlichen Ladestationen offensichtlich. Die Frage, ob Energieversorger oder private Unternehmen beim Aufbau dieser Netze die Führung übernehmen sollten, ist umstritten. Nachdem eine Gruppe großer Kraftstoffhändler und anderer Unternehmen sich für die Installation von Ladestationen in ihrem Netzwerk interessiert, meldet sich auch der Campingverband zu Wort.
Das Argument der ersten Gruppe ist typisch amerikanisch: Privatunternehmen seien für diese Aufgabe am besten geeignet. Sie glauben, dass Unternehmen, die seit Jahren Treibstoff an Autofahrer verkaufen und sich bereits an optimalen Standorten befinden, um die Fahrer zu bedienen, für die Umstellung auf Strom gut gerüstet seien. Ihre Besorgnis über den Wettbewerb mit landesweiten Stromversorgern, die eine Ladeinfrastruktur aufbauen sollen, ist groß. Für sie ist eine Masseneinführung von Elektrofahrzeugen unwahrscheinlich ist, solange die Fahrer nicht sicher sind, dass sie immer ein Ladegerät finden. Und es sei unwahrscheinlich, dass Unternehmen Ladestationen bauen, bis eine kritische Masse an Elektrofahrzeugen vorhanden ist, die ihnen hilft, ihre Investition und einen Gewinn wieder hereinzuholen.
In dieser Debatte werden nun auch private Campingplätze, Wohnmobilstellplätze und Ferienparks hereingezogen. Auch diese Einrichtungen seien einzigartig positioniert, um zur Entwicklung der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge beizutragen. Durch die Installation von Ladestationen für Elektrofahrzeuge könnten Campingunternehmen eine neue Kundengruppe anziehen – Fahrer von Elektrofahrzeugen –, die einen Ort benötigen, an dem sie ihre Fahrzeuge über Nacht aufladen können. Darüber hinaus könne die Investition in die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge für diese Parks auch ein kluger Geschäftsschritt sein.
Mit der steigenden Anzahl an Elektrofahrzeugen auf den Straßen steigt auch die Nachfrage nach E-Tankstellen. Parks, die diesen Service anbieten, werden einen Wettbewerbsvorteil gegenüber denen haben, die dies nicht tun. Es geht aber nicht nur darum, mehr Kunden zu gewinnen. Durch Investitionen in die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge können diese Parks auch zu den umfassenderen Bemühungen zur Reduzierung der CO2-Emissionen und zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen. Dies steht im Einklang mit dem wachsenden Trend des umweltbewussten Reisens, bei dem Reisende Reiseziele und Unterkünfte wählen, bei denen Nachhaltigkeit im Vordergrund steht.
Vorteile für Campingplätze in Deutschland
Während die Debatte in den USA weitergeht, ist eines klar: Auch private Campingplätze, Wohnmobilparks und Ferienparks in Deutschland hätten so die einmalige Gelegenheit, hier ihren Teil beizutragen. Durch Investitionen in die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge können sie mehr Kunden gewinnen, sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen. Tatsache ist aber, dass hierzulande die Netze so schwach ausgebaut sind, dass in der Hauptsaison schon die zehnte Klimaanlage eines Reisemobils für Schwierigkeiten sorgen kann.
Sammeln wir Erfahrung. Die Campingplätze in Erden an der Mosel oder in Westernheim auf der Schwäbischen Alb haben Säulen installiert bekommen. Beide sind für alle Nutzer von Elektroautos verfügbar. Vor der Inbetriebnahme der Technik wurden auch gleich die Stromnetze saniert, was den Plätzen insgesamt zugutekommt. Auf der Alb kommt hinzu, dass gerade ein Ladenetz aufgebaut wird, welche als Ziel hat, dass in einem Umkreis von zehn Kilometern Entfernung eine Lademöglichkeit für Elektrofahrzeuge besteht. Alles noch ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber auch dieser kann aushöhlen. Es fragt sich nur, wie lange die Campinggäste darauf warten, dass ein flächendeckendes Netz zur Verfügung steht.
von Michael Fischer