„Alternative in der Mitte“: Interview mit Alessandro van de Loo von Vacanze col cuore

Über Glamping-Boom, Nachhaltigkeit und zukünftige Pläne des Familienunternehmens Vacanze col cuore

Portrait von Alessandro Van de Loo des Familienbetriebs Vacanze col cuore, die mehrere Glamping-Resorts betreiben. Im Hintergrund verschwommen eine Häuserreihe.
Foto: Vacanze col cuore

 

Der Familienbetrieb Vacanze col cuore betreibt erfolgreich mehrere Glamping-Resorts in Italien und in den Niederlanden. CI sprach mit Alessandro van de Loo über den anhaltenden Glamping-Boom, Nachhaltigkeit und zukünftige Pläne.

CI: Mit der Gründung von Vacanze col cuore stiegen Sie und Ihr Bruder 2018 in das Geschäft mit ein. War es schon immer Ihr Ziel, dem Familienunternehmen beizutreten?

Alessandro van de Loo: Um genau zu sein, ist mein Bruder Leonardo 2018 zu Vacanze col cuore gestoßen, während ich 2021 eingestiegen bin. Davor war ich bei der Vacanceselect-Gruppe für das Touristikgeschäft zuständig. Sowohl für mich als auch für Leonardo war der Einstieg in das Familienunternehmen nie die einzige Option. Während meines Studiums habe ich verschiedene Möglichkeiten für meinen Berufseinstieg in Betracht gezogen und auch einige Erfahrungen außerhalb des Tourismus gesammelt. Letztendlich habe ich mich für Vacanze col cuore entschieden, weil ich die Freiluft-Tourismusbranche sehr mag und ich davon überzeugt bin, dass wir ein Unternehmen aufbauen, das in der Branche einzigartig ist.

CI: Wie sieht Ihre Campingphilosophie aus und wie setzen Sie diese um?

Alessandro: Wir glauben, dass es in einer Welt, in der Ketten und Konzerne schnell wachsen, in Zukunft verschiedene Arten von erfolgreichen Open-Air-Unternehmen geben wird: auf der einen Seite die sehr großen und standardisierten Unternehmen, auf der anderen Seite die sehr kleinen und unabhängigen Betriebe. Unser Plan ist es, die beste Alternative genau in der Mitte zu sein und unseren Gästen die Möglichkeit zu bieten, ihren Urlaub in mittelgroßen Anlagen zu verbringen – inklusive hochwertiger Einrichtungen, viel Privatsphäre und einem maßgeschneiderten Angebot. Wir möchten ihnen das Gefühl geben, in einem unabhängigen Boutique-Resort, aber mit den Einrichtungen eines professionellen 5-Sterne-Resorts zu sein.

CI: Glamping boomt und ist in aller Munde. Wodurch lässt sich der nicht abbrechende Boom erklären?

Alessandro: Glamping passt sehr gut zu vielen Trends, die gerade im Kommen sind. Die Nähe zur Natur, die Möglichkeit, echte Qualitäts-Zeit mit der Familie zu verbringen, den Tag selbst zu gestalten, ohne Verpflichtungen wie zum Beispiel ein festes Abendessen. All das waren auch in der Vergangenheit schon Gründe fürs Camping. Mit Glamping bieten wir diese Möglichkeit nun auch Menschen an, die keinen Wohnwagen oder ein Wohnmobil besitzen, aber dennoch Teil von diesem Lebensgefühl sein möchten.

CI: Die Grenzen zwischen Glamping und Camping verschwimmen zunehmend. Wie lässt sich Glamping von Camping dennoch abgrenzen, wo fließt eines ins andere über?

Alessandro: Auf den meisten unserer Resorts heißen wir sowohl Glamper als auch Camper willkommen. Letztendlich geht es um das Gästeerlebnis und beide Arten passen sehr gut zusammen. Der wirklich interessante Trend ist die Tatsache, dass Glamping auch in der Nähe von Hotellerie, Apartmentvermietung und sogar Themenparks, Zoos und Musikfestivals wächst. Diese Welten wachsen immer mehr zusammen.

CI: Acht Ihrer Plätze sind in Italien, einer ist in den Niederlanden. Wie kam es denn zu diesem? Und werden noch weitere Plätze in den Niederlanden folgen?

Alessandro: In der Vergangenheit haben wir immer viele nordeuropäische Familien in unseren Ferienanlagen in Italien beherbergt (meine Eltern eröffneten ihre erste Anlage am Gardasee vor über 40 Jahren). Für uns war die Eröffnung des Papillon Country Resorts, das sich in den Niederlanden befindet, aber nur 500 Meter von der deutschen Grenze entfernt ist, eine große Chance, unseren Kunden unsere italienische Urlaubsatmosphäre auch in der Nähe ihres Zuhauses zu bringen. Als Gruppe arbeiten wir sehr daran, unser Gemeinschaftsgefühl zu stärken, daher ist es ein großer Mehrwert, ein breites Portfolio an Reisezielen anzubieten. Kürzlich haben wir unser neuntes Resort am Trasimenischen See in Umbrien eröffnet. In den nächsten Jahren werden wir vor allem in unsere bestehenden Destinationen – auch in den Niederlanden – investieren, um unseren Service und unser Erlebnis zu verbessern, aber wir werden natürlich auch neue Möglichkeiten in Betracht ziehen.

CI: Eines der wichtigsten Themen der heutigen Zeit, mit zunehmender Bedeutung auch im Campingsektor: Nachhaltigkeit. Worauf achten Sie und wie setzten Sie Nachhaltigkeit auf Ihren Plätzen um?

Alessandro: Nachhaltigkeit ist mit Sicherheit ein Aspekt, auf den jeder Unternehmer achten sollte. In unserem Fall investieren wir viel in Maßnahmen zur Minimierung der Verschwendung von Wasser, das in Zukunft weniger verfügbar sein wird, und in selbst erzeugten Strom. In unseren neuen Projekten minimieren wir auch den Einsatz von fossilen Brennstoffen. Außerdem reduzieren wir die Verwendung von Einwegplastik erheblich und stellen in unseren Restaurants auf so viele lokale Produkte wie möglich um.

CI: Mit dem Trasimeno Glamping Resort haben Sie jüngst eine Neuanlage eröffnet. Erfüllt Sie alle Vorgaben, die Vacanze col cuore sich selbst auferlegt?

Alessandro: Das Trasimeno Glamping Resort wurde von Grund auf nach unseren neuesten Ideen und Plänen gebaut. Das bedeutet, dass das gesamte Resort autofrei ist, die Einrichtungen einen hohen Standard haben und das gesamte Gelände nach den neuesten Nachhaltigkeitsstandards gebaut wurde. Jetzt, wo wir unsere erste Saison abschließen, sind wir wirklich glücklich über das, was wir erreicht haben, und wir freuen uns darauf, uns jedes Jahr weiter zu verbessern, so wie wir es bei all unseren anderen Resorts und Boutiquen seit über 40 Jahren tun.

CI: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Alessandro: Wir werden daran arbeiten, die Qualität und den Service aller unserer Resorts zu verbessern, neue Unterkunftsarten zu entwickeln, die auf den Wünschen unserer Gäste und den neuesten Trends basieren. Außerdem werden wir an unserer Gäste-Community arbeiten. Bald schon werden wir ein Treueprogramm für unsere Stammgäste einführen.

Das Interview führte Susanne Nitsch