Der Kneipp-Bund e. V. als Bundesverband für Gesundheitsförderung und Prävention zeichnet Einrichtungen und Betriebe aus, die fachgerecht und qualitätsgesichert Kneipp-Kuren oder moderne Gesundheitsförderung nach dem Gesundheitskonzept Sebastian Kneipps anbieten – auch Campingplätze.
Kneipe auf dem Campingplatz kann jeder, aber ein Kneipp-Campingplatz zu werden ist anspruchsvoll. Sebastian Anton Kneipp war ein bedeutender katholischer Priester, Hydrotherapeut und Naturheilkundler, der im 19. Jahrhundert lebte. Sein eigener gesundheitlicher Zustand inspirierte ihn dazu, nach alternativen Heilmethoden zu suchen, und er begann, sich intensiv mit verschiedenen natürlichen Heilansätzen auseinanderzusetzen. Dabei stieß er auf die Idee der Hydrotherapie, bei der Wasser als Heilmittel eingesetzt wird, und begann, verschiedene Wasseranwendungen an sich selbst auszuprobieren. Seine bekannteste Methode war das „Wassertreten“, bei dem eine Person barfuß durch kaltes Wasser geht. Diese Methode erfreute sich großer Beliebtheit und wurde ein Markenzeichen der Kneipp-Therapie. Kneipp glaubte, dass die Stimulation der Fußsohlen durch das kalte Wasser einen positiven Einfluss auf die Durchblutung und die Gesundheit des Körpers hatte.
In den 1850er-Jahren begann Kneipp, seine Methoden auch bei anderen Menschen anzuwenden und zu unterrichten. Seine Erfolge bei der Linderung von Krankheiten und der Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens zogen immer mehr Aufmerksamkeit auf sich. Trotz anfänglicher Skepsis seitens der medizinischen Gemeinschaft gewann seine Kneipp-Therapie rasch an Popularität. Sebastian Kneipp starb 1897 in Wörishofen, einem Kurort, den er selbst stark geprägt hatte. Sein Erbe lebt bis heute fort. Die Kneipp-Therapie ist eine anerkannte Form der Naturheilkunde, die weltweit angewendet wird. Die Grundprinzipien der Kneipp-Medizin, insbesondere die Bedeutung von Wasseranwendungen und natürlichen Heilmethoden, haben einen nachhaltigen Einfluss auf die moderne Naturheilkunde und Wellnessbewegung hinterlassen.
Kneipp entdeckte, dass kaltes Wasser in Form von Wassergüssen, Wassertreten und Bädern eine erstaunliche Wirkung auf die Gesundheit haben konnte. Er expe- rimentierte und entwickelte eine Methode, die er später als „Kneipp-Medizin“ oder „Kneipp-Therapie“ bekannt machte. Die Kneipp-Medizin basiert auf fünf Säulen: Wasseranwendungen, Kräuterheilkunde, Bewegungstherapie, Ernährung und Lebensordnung.
Kneipper werden
Wer sich mit seinem Namen schmücken will, muss einige Anforderungen erfüllen, denn die Auszeichnung bietet angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen im Bereich Gesundheit und Erziehung die Möglichkeit, sich positiv darzustellen und einen entscheidenden Beitrag zum selbstverantwortlichen Umgang mit der Gesundheit zu leisten. Verschiedenste Einrichtungen können anerkannt werden, wenn sie die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen. Das können Bade- oder Kurbetriebe ebenso sein wie Senioreneinrichtungen, aber auch Campingplätze. Die Betreiber müssen sich der besonderen Verantwortung gegenüber ihren Gästen hinsichtlich einer gesundheitlichen Orientierung und Lebensgestaltung bewusst sein. Die fünf Elemente der Kneippschen Lehre – Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Lebensordnung – bilden dabei die Grundlage aller gesundheitsfördernden Angebote wie den speziellen Kurmaßnahmen. Kneipp wird erlebbar gemacht, mit Freude und Fachkenntnis weitergegeben. Ziel ist, durch vielfältige Selbsterfahrung die Kneippsche Lehre bzw. Kneippsche Anwendungen später regelmäßig zur Vorbeugung in den Alltag mit einzubeziehen. Gleichzeitig werden Grundlagen für gesundheitsförderliches Verhalten gelegt, unter anderem durch Sensibilisierung zum Erkennen von gesundheitsförderlichen Verhältnissen.
Was muss ein Kneipp-Campingplatz haben?
Die Einrichtung muss die Möglichkeiten bieten, die Gesundheit nachhaltig zu fördern. Das gilt nicht nur für gesundheits- und fitnessbewusste Menschen, sondern auch für jeden, der im Urlaub Erholung und Ausgleich zu physischen und psychischen Belastungen sucht. Die Einrichtung und Ausstattung orientieren sich an den fünf Elementen des Kneipp-Gesundheitskonzepts. Der Campingplatz sollte auf einem naturnahen Gelände mit ansprechenden Grünanlagen in ruhiger ländlicher Umgebung liegen. DTV, DCC oder ADAC haben ihn mit mindestens 3 Sternen klassifiziert. Zur Ausstattung gehören Sanitär- und Baderäume mit Gießhandstücken, ¾ Zoll oder 20 mm Durchmesser Gießschlauch mit Thermostatventil oder Einhandhebelmischer. Ein Kunststoff-Fußrost muss in jeder Dusche liegen und es muss mindestens zwei Fußbadewannen und zwei Armbadewannen geben. Auch mindestens eine Badewanne für Vollbäder, eine Sauna mit Ruheraum sowie beschilderte Arm- und Wassertretbecken im Haus oder auf dem eigenen Areal sind gefordert.
Auf dem Platz sollte es Möglichkeiten zum Taulaufen, mindestens einen Gruppenraum und Badminton- oder Tennis-Möglichkeiten geben. Außerdem fordert der Bundesverband einen Gymnastikraum, der zweckmäßig mit Matten, Keulen, Reifen, Hockern, Seilen und Stäben ausgestattet ist. Für die innere Einkehr muss es eine Lese-Ecke mit Gesundheitsliteratur geben und die Außenanlagen haben einen Aufforderungscharakter, der mit Spielflächen und Spielgeräten zur Bewegung animiert. Zu guter Letzt muss ein Kräuter- und Duftgarten auf dem Gelände sein. Das Campingplatzteam zeichnet sich durch Freundlichkeit und Servicebereitschaft aus. Die Angebote sprechen gleichermaßen Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. An mindestens zwei Tagen pro Woche finden mindestens drei verschiedene Bewegungsangebote und mindestens zwei Entspannungsangebote statt. Bei angegliedertem Laden oder Kiosk besteht das Angebot möglichst aus vollwertigen, vielseitigen und naturbelassenen Lebensmitteln. Es gibt Angebote zu Aktivitäten wie Kräuterwanderungen, Tanz, Meditation, Spielen, Kreativworkshops, Musik und Ausflügen sowie Vorträge zu Kneippschen Themen, Ausleihe von Gesundheitsliteratur sowie Beratung und Tipps zu den fünf Elementen.
Durchführungsqualität
Für die Kneipp-Angebote ist ein Kneipp-Gesundheitstrainer nach SKA verantwortlich. Alle anderen Aktivitäten werden unter fachkundiger Anleitung durchgeführt. Therapeutische Angebote werden von einem Medizinischen Bademeister und Masseur oder Physiotherapeut abgegeben bzw. es besteht eine Kooperation mit ortsansässigen Therapeuten. Wenn dies alles erfüllt und beglaubigt ist, darf der Campingplatzbetreiber eine Plakette und Urkunden aushängen. Das Kneipp-Signet wird bei allen Drucksachen und Werbemaßnahmen verwendet und der Kneipp-Bund e.V. listet den Campingplatz kostenlos in der Adressliste auf seiner Homepage (www.kneipp-bund.de).
Das kostet die Zertifizierung
Auf Beherbergungsbetriebe, also auch die Campingplätze, kommen folgende Kosten zu. Grundvoraussetzung ist die Mitgliedschaft im Kneipp-Verein. Das variiert nach Ort und Verein zwischen 60 und 120 Euro. Die Kosten der Erstzertifizierung betragen 250 Euro. Die Kosten fürs Audit alle 4 Jahre dann 200 Euro. Jährlich wird eine Sockelpauschale von 60 Euro fällig. Fachliche Mindestanforderung muss ein Kneipp-Gesundheitstrainer nach SKA erfüllen. Die Voraussetzung der Durchführung erfolgt nach DTV oder DEHOGA. Immer 2 Jahre nach dem Audit vor Ort muss eine Selbstauskunft ausgefüllt werden und alle 4 Jahre erfolgt ein Wiederholungsaudit vor Ort. Die Fortbildungspflicht bei der SKA oder anderen anerkannten Anbietern umfasst dann 8 Lerneinheiten jährlich oder 16 im 2-Jahres-Rhythmus.
Campingplätze mit Kneippangebot:
- Kneipp- und Erlebniscamping an den Spreewaldfließen
- Campingplatz Burg (Spreewald)
- Campingplatz Naumburg
- Camping Silbermoewe St. Peter-Ording
- Ferien-Camp Börgerende Börgerende-Rethwisch
- CampingPark Wiesenbeker Teich
- Campingplatz Bad Lauterberg im Harz
- Sebastian-Kneipp-Camping Dillingen an der Donau
- Barefoot Trail Kneipp Rebeuvelier Schweiz
- Kur und Vital Camping Bad Wörishofen
- Camping Hopfensee Füssen
- Donau Camping Dillingen an der Donau
- Sperrfechter Freizeitpark Oedheim
- Höhen-Camping Langenbrand Schömberg
- Camping Quellgrund Höfen an der Enz
- Campingfreunde Bergwiesen Malsch e. V.
- Camping Sonneneck am Haselbachsee Ellenberg
- Camping Christophorus Sinningen
- Mir Allgäuer Holidays on the farm e. V. Kempten (Allgäu)
- Campingplatz Pfrimmtal Sippersfeld
- Camping Forelle Wertheim
- Campingplatz Naturfreundehaus Annweiler am Trifels
Kontakt: Kneipp-Bund e. V., Bundesverband für Gesundheitsförderung und Prävention, Adolf-Scholz-Allee 6-8, 86825 Bad Wörishofen, Tel.: 08247 / 30 02 – 112, mitgliederverwaltung@kneippbund.de, www.kneippbund.de
Fotos: epr/Dornbracht/Stephan Abry