Woher kommst du – wohin gehst du? Die spannende Frage zur Camping-Sektion des Touring Club Suisse, der in jüngster Vergangenheit eine rasante Entwicklung vollzogen hat, die längst noch nicht beendet ist. Gegründet im März 1949 als die Sektion ‚Camping‘ des Touring Club Schweiz besteht diese nun bereits 75 Jahre. Zur Gründung waren sechs Zeltplätze am Start, von denen heute noch der in Flaach, Kanton Zürich, existiert. Tatsächlich wurden damals die Zeichen der Zeit richtig erkannt. Camping boomte in der Schweiz, die Schweizer hatten einen ausgeprägten Drang hinaus in die Natur, was sie zu einer echten Camper-Nation werden ließ. Ursprünglich mit 680 Mitgliedern gestartet sind es heute rund 27.000 Camping Begeisterte, die sich in 17 regionalen Clubs des TCS organisieren. Dies bedeutet ein Mitglieder-Plus von sieben Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr.
Der TCS in Zahlen
Die aktuelle Erfolgsbilanz des Clubs kann sich sehen lassen. 24 Campingplätze in der Schweiz werden durch TCS Training & Freizeit AG betrieben. Vier Campingplätze werden durch die TCS Camping Clubs geführt. Zusammen generieren sie einen Jahresumsatz von 35 Millonen Schweizer Franken mit einer Million Logiernächte 2023. Das ist ein Marktanteil von 20 Prozent am Campingmarkt der Schweiz.
Der Weg dorthin war jedoch keineswegs geradlinig. Während die Anzahl der Clubmitglieder von Beginn an wuchs, betrug sie 1979 genau 21.186 Personen. Ende der Achtzigerjahre war jedoch ein Rückgang zu verzeichnen, begründet durch andere Urlaubsformen wie z. B. Flugreisen, die damals sehr attraktiv und populär waren. 1989 betrug die Mitgliederzahl nur noch 18.588.
Die nächsten zehn Jahre sollte sich diese erholen und 1999 konnten 22.512 Clubmitglieder gezählt werden. Anfang der 2000er-Jahre musste abermals ein Mitgliederschwund verzeichnet werden, nicht nur die alternativen Urlaubsformen, sondern auch Stagnation auf den Campingplätzen sorgten 2008 für den historischen Tiefststand von 18.447 Mitgliedern.
Mit dem Leiter für Tourismus & Freizeit, Oliver Grützner, wurde die Neuorganisation des TCS Camping ab August 2011 eingeleitet. So wurden als erster Schritt 2012 die Campingbetriebe und zwei Hotels in TCS Eigentum in die Herberga AG überführt. Diese Hotels wurden 2019 verkauft und die Gesellschaft in die TCS Trainings & Freizeit AG umbenannt. 2013 folgte dann die Bündelung der 17 TCS Campingclubs im Dachverband des TCS Camping Club. TCS Camping wurde also strategisch neu ausgelegt.
Emotionale Camping-Erlebnisse
Es folgte die sogenannte ‚Putzete‘. Man trennte sich von unrentablen Objekten und die Struktur wurde bereinigt. Die Gesellschaftsform wurde in eine AG gewandelt. Hybride Konzepte gebündelt und auf den Weg gebracht. Diese sind traditionelles Camping; Dauercamping, das allerdings in Maßen zurückgefahren werden soll; Mietgäste für Bungalows (auch barrierefrei), Chalets und Loggien, um nur einen Teil zu nennen; Glamping in Zelten, Tipis, Pods, Vintage-Wohnwagen, Streamline Vintage, Miet-Wohnwagen, Safarizelten, Nostalgiewagen und Air Lodges sind eine Auswahl der Möglichkeiten. Außerdem wurde ab 2019 Pop-up Glamping im Hochgebirge etabliert. Emotionale Camping-Erlebnisse wurden und werden geschaffen.
Gastfreundschaft, Dienstleistung und Mehrwert
Wichtig sind die Themen Gastfreundschaft, Dienstleistung und Mehrwert. Dies alles mit einer effizienten Verbindung und Struktur zum TCS Zentralverband. Ab 2014 wird die Digitalisierung vorangetrieben, um den Weg zum TCS, zur Urlaubsplanung, zur Buchung und neuen, aktuellen Anwendungen, die das Camperleben erleichtern, frei zu machen. Die Idee des Glampings findet ab 2015 Einzug auf die Campingplätze des TCS. Luxus und Ambiente wie im Nobelhotel, voll ausgestattet, designt und durchgestylt für ein Gefühl der Freiheit in der Natur, ohne auf Komfort zu verzichten.
Ja tatsächlich, die Gäste reisen an und außer einem Koffer mit Kleidung und den persönlichen Dingen ist nichts an weiterer Ausrüstung notwendig. Alles ist schon in der Unterkunft und die Anreise gestaltet sich, als wäre es ein Aufenthalt im Hotel. Kuschlige Betten, frisch bezogen, ein vollwertiges Bad, teilweise mehrere Schlafzimmer, je nach Größe ein Wohnzimmer mit gemütlicher Couch oder Tisch und Stühlen, eine Veranda, eine voll ausgestattete Küche und, und, und.
Bei allen Campingplätzen, geführt vom Touring Club Suisse, wird genauestens auf Design und eine durchgängige, optisch wiedererkennbare Dekoration geachtet. Hierfür zeigt sich ein Designer verantwortlich, der die Richtung vorgibt, gestaltet und Dekorationen und Ausstattungen bestimmt. So entsteht ein einheitliches Erscheinungsbild über sämtliche 29 TCS geführte Campingplätze.
Im Jahr 2017 erscheint der TCS Campingführer erstmals digital und wird im Jahre 2020 durch die Plattform pincamp.ch ersetzt. Außerdem geht 2017 der Online-Ratgeber Camping-Insider digital. Als Ratgeber soll er digital für Information und Inspiration sorgen. Für Gemeinschaftssinn und zusätzliche Aufmerksamkeit sorgte das 2018 veranstaltete Camping Festival in Solothurn, das mehr als 500 begeistere Camper anlockte.
Glamping auf der Alp
Und dann entsteht ab 2019 das erste Pop-up Glamping auf der Alp Nagens in Laax. Es bietet auf 2.000 Meter über dem Meer in 20 Zelten und zwei Zeltsuiten Luxus und Glamour im hochalpinen, atemberaubenden Terrain. Die Suiten sind mit einem Heimkino ausgestattet. Eine Panorama-Sauna und eine Riesenschaukel sind weitere Attraktionen. Selbst redend, dass ein Restaurant,direkt beim Camp, für das leibliche Wohl sorgt. Der Betrieb findet seither jährlich zwischen Ende Juni und Mitte September statt. 2023 wurde dieses Projekt mit dem ADAC Camping Award in der Kategorie ‚Innovation und Fortschritt‘ ausgezeichnet.
Im Jahr 2020 wird der TCS Campingführer durch pincamp.ch ersetzt. Diese Kooperation mit dem ADAC ermöglicht, Campingplätze zu finden, zu vergleichen, zu reservieren und online zu buchen. Die Plattform führt mehr als 14.500 Campingplätze in 40 Ländern und sorgt mit 67.000 Bewertungen von Campern sowie jährlich ca. 5.500 Inspektionen für Kompetenz, Transparenz und Vertrauen. Mit mehr als einer Million Übernachtungen sorgte 2021 für ein Rekordjahr und einen Campingboom in der Schweiz. Als sichere Art des Urlaubs, in Zeiten von Corona, zeichnete sich Camping hier aus.
Modernisierung der zugehörigen Gastronomiebetriebe
Ab 2022 konzentriert sich der Touring Club Schweiz auf die Modernisierung der zugehörigen Gastronomiebetriebe. Das Angebot wird erweitert. Im Focus stehen Nachhaltigkeit, regionale Produkte und sorgfältige Zubereitung als Garanten für Qualität und sprichwörtlich Gastfreundlichkeit. Die Restaurants sollen nicht nur Treffpunkte für Campinggäste sein, sie stehen allen offen, und Ausflügler oder die lokale Bevölkerung sind herzlich willkommen. Laut Aussage von Julian Rodriguez Charmell, dem stellvertretenden Campingleiter in Solothurn, sei das Lokal ganzjährig gut besucht und würde auch von der lokalen Bevölkerung gut angenommen. Außerdem habe er festgestellt, dass jetzt, in den Zeiten nach Corona, die Campinggäste öfters das Restaurant besuchen, als das zuvor der Fall war. Seine Vermutung ist, dass die Lust auf selber Kochen, während der Pandemie ging es kaum anders, heute merklich geschwunden ist. Außerdem sei Geselligkeit, nach Isolation, angesagt.
Der ADAC, der niederländische ANWB und der Touring Club Schweiz fusionieren per 1. Januar 2024 ihre bestehenden digitalen Camping-Aktivitäten in einer gemeinsamen Gesellschaft. Dazu beteiligen sich der ANWB und der TCS an der ADAC Camping GmbH, welche ab Januar 2024 in PiNCAMP GmbH umbenannt wird. Die Zusammenlegung der digitalen Campingaktivitäten aller drei Mobilitätsclubs schafft wertvolle Vorteile für die Campingwirtschaft und die Campingcommunity. Mit dem direkten Zugang zu 27 Millionen Mitgliedern der Mobilitätsclubs entsteht mit der Plattform PiNCAMP eines der reichweitenstärksten Campingportale Europas.
Camping als Kulturgut
So kann der Touring Club Schweiz 2024 auf ein 75-jähriges Bestehen mit Höhen und Tiefen zurückblicken – mit einer Kunden- und zukunftsorientierten Ausrichtung, die ihn für viele weitere Jahre zum Erfolgsmodell werden lassen sollen. Ein wichtiger Aspekt im Gesamtkonzept sind, laut Oliver Grützner, die sozialen und ökologischen Komponenten. Camping soll für jeden erschwinglich sein, alle sozialen Schichten sollen daran teilnehmen können. Es sollen keine ausschließlichen Luxuscamps entstehen, sodass jeder seine Nische finden kann.
Im Zuge der Inklusion wird ein besonderes Augenmerk auf Barrierefreiheit gelegt. Auf verschiedenen Plätzen werden Chalets angeboten, die komplett behindertengerecht ausgestattet sind. Kooperationen, wie z. B. mit der Kanuwelt Buochs, sorgen zusätzlich für Inklusion, Kooperation und sportlichem Vergnügen, hier speziell für cerebral gelähmte Kinder.
Denn Camping sei in der Schweiz ein echtes Kulturgut und soll entsprechend gepflegt und weiterentwickelt werden. Der Blick nach vorn, Kooperationen, Konzepte mit unterschiedlichen Komponenten, in den unterschiedlichsten Bereichen führen so den Touring Club Schweiz Camping als Gestalter in die Zukunft. Das Thema Camping wird auf diese Weise breit aufgestellt sowie modern und attraktiv positioniert. Ein guter Weg, um zukunftsfähig die nächsten Jahrzehnte in der Campingwirtschaft anzugehen. Ein Beispiel und Ansporn auch für andere, um nicht nur das Image des Campings und die weiteren Urlaubsformen, wie z. B. Glamping, die sich daraus ergeben, zusammenzuführen und auf den nächsten Level zu heben. www.tcs.ch