Je länger es dauert, sich Zugang zu verschaffen, desto eher brechen Diebe ihr Vorhaben ab, heißt es. Das gilt für Wohn- wie Gewerbegebäude. Schwachstellen in der Fassade sind immer Fenster oder Türen. Daher sollten sie möglichst großen Widerstand leisten. CI informiert Sie, wie der Einbruchschutz für Gebäude auch im Nachhinein noch verbessert werden kann.
Einbruchschutz für Gebäude: Fünf Maßnahmen für maximalen Schutz
Die Statistik verzeichnet wieder eine hohe Anzahl an tatsächlichen und versuchten Einbrüchen. Besonders gefährdet sind dabei Gebäude mit leicht zu erreichenden Fenstern und Türen. Schon mit ein paar einfachen Tipps und Tricks können Sie sich davor besser schützen.
Maßnahme 1: Fenster nachträglich sichern
Die Widerstandsklasse (RC) gibt Auskunft darüber, wie sicher Fenster und Türen sind. Von den insgesamt sechs möglichen Klassen wird für Fenster in Gebäuden mindestens RC2, im Idealfall sogar RC3 empfohlen. Um diese zu öffnen, brauchen Diebe je nach Hilfsmittel mehr als fünf Minuten – zu lang, um „in Ruhe einbrechen zu können“. Zum Vergleich: Ein vollkommen ungesichertes Fenster öffnet der Profi binnen weniger Sekunden. Das Problem: Als die heutigen Altbauten seinerzeit errichtet wurden, gab es zum Teil noch gar keine Widerstandsklassen.
Es beginnt schon mit der Scheibe. Modernes Sicherheitsglas ist in seinen Eigenschaften mit der Windschutzscheibe eines Autos vergleichbar: „Bei Gewalteinwirkung reißt es zwar, aber zersplittert nicht. Somit benötigen Einbrecher schweres Werkzeug, viel Zeit und Geduld, um ins Haus zu gelangen. Viele Taten lassen sich auf diese Weise vereiteln“, erklärt Benjamin Schmidt von Uniglas. In Büros, Einkaufszentren und anderen öffentlichen Gebäuden ist Sicherheitsglas schon lange üblich – auch als Schutz vor Vandalismus. Es stehen verschiedene Ausführungen zur Wahl, ob in durchwurfhemmender oder in durchbruchhemmender Qualität.
Für Orientierung sorgt die sogenannte Widerstandsklasse, erklärt Schmidt weiter: „Je höher die Klasse, desto länger dauert es, die Scheibe zu durchschlagen.“ Bei üblichen Gebäuden empfiehlt er Gläser der Klasse P4A, für alleinstehende Gebäude mit erhöhtem Schutzbedarf die Klassen P5A oder P6B. Glücklicherweise lässt sich der Einbruchschutz aber nicht nur durch einen kompletten Austausch der Fenster erhöhen, sondern auch mithilfe einbruchhemmender Nachrüstprodukte – von der hochwertigen Verriegelung über abschließbare Griffe bis hin zur Vergitterung.
Einen unsichtbaren und gleichermaßen zuverlässigen Schutz bieten Pilzkopfverriegelungen. In geschlossenem Zustand sind sie fest mit dem Blendrahmen verbunden, sodass sich das Fenster nicht so einfach aushebeln lässt. Einen ähnlichen Effekt haben abschließbare Fenstergriffe: In Verbindung mit stabilen, einbruchhemmenden Beschlägen stärken sie die Verankerung des Fensterflügels im Rahmen. Fensterschnapper, Fenstergitter und Sicherheitsfolie zum Schutz der Verglasung gehören ebenfalls zu den Maßnahmen, die Einbrechern das Leben schwer machen.
Maßnahme 2: Rollläden schrecken ab
Wie einbruchhemmende Fenster vereinen auch einbruchhemmende Rollläden einige klare Spezifika in sich. Um einem Einbrecher einen wirksamen Widerstand zu bieten, besteht ein solcher Rollladen aus einem robusten Rollpanzer mit sehr biegesteifen Rollladenstäben. Außerdem hat er stabile Führungsschienen, aus denen sich der Rollladen nicht heraushebeln lässt, und eine Sicherung gegen unerwünschtes Hochschieben. Da die Zerstörung eines einbruchhemmenden Rollladens entsprechender Maschinen bedarf und deswegen mit einem hohen Lärmpegel verbunden ist, stellt ein solches Produkt einen hohen Sicherheitsfaktor dar. Denn gerade in der Nacht würde der Lärm leicht auffallen. Ein Fenster, das durch einen einbruchhemmenden Rollladen gesichert ist, ist für Einbrecher daher sehr unattraktiv.
Maßnahme 3: Türen stabil
Sicherheitstür ist nicht gleich Sicherheitstür. Es gibt sie in verschiedenen Stärken, die unterschiedlich starken Einbruchschutz leisten. Zudem differenziert man in Sicherheitstür, Feuerschutztür und Rauchschutztür. Insgesamt werden einbruchhemmende Türelemente in sechs Widerstands-Klassen eingeteilt. Widerstandsklasse 1 bietet einen Grundschutz gegen Einbruchversuche wie Gegentreten, Gegenspringen und Herausreißen, Widerstandsklasse 2 ist für Gelegenheitstäter mit einfachem Gerät.
Die Widerstandsklasse 3 hindert Täter mit zweitem Schraubendreher und Kuhfuß am Einbruch. Sicherheitstüren der Widerstandsklassen 4 bis 6 sind gegen erfahrene Einbrecher mit Säge- und Schlagwerkzeugen oder gar Elektrogeräten (Bohrmaschine, Stichsäge etc.) geschützt. Im Wohnbereich empfiehlt die Polizei Sicherheitstüren der Widerstandsklasse 2 oder 3. Seit April 1999 hat die Europäische Norm EN 1627 die bisherige DIN V 18103 abgelöst. Zu den Türelementen zählt ein hohlraumfreies Türblatt, eine Mehrfachverriegelung, Schutzbeschlag mit Zylinderabdeckung, Sicherheitszylinder mit Sicherungskarte sowie mehrteilige Türbänder und Hinterbandsicherung.
Maßnahme 4: Lichtschächte dicht
Kellerfenster, die ganz oder teilweise unter der Geländeoberkante liegen, sind in vielen Fällen als Einfachfenster ausgelegt. Der davor angeordnete Lichtschacht ist mit einem Gitter abgedeckt, der jedoch keinerlei Einbruchschutz bietet. In diesem Fall muss das Fenster selbst nicht zwangsläufig einbruchsicher sein, es reicht aus, die Lichtschächte zu schützen. Bei Neubauten sollten diese Schächte betoniert sein und können dann mit Schutzmaßnahmen wie Rollstangengitter oder auch stahlarmierten Glasbausteinen für Einbrecher unattraktiv werden.
Weitere Maßnahmen sind Abhebesicherungen, die verhindern, dass der Gitterrost ohne Weiteres aufgenommen werden kann. Die Abhebesicherung in Form von Flacheisen oder Profilblechen sind möglichst tief im Lichtschacht verankert und werden im Gitterrost eingehakt. So ist verhindert, dass der Gitterrost über dem Lichtschacht nicht ohne Weiteres abgenommen wird. Eine weitere Variante stellen Zugstangen dar, die den Gitterrost „festhalten“. Der Nachteil dieser Variante: Sie ist nicht übermäßig sicher und eignet sich nur sehr bedingt für Kellerlichtschächte aus Kunststoff.
Maßnahme 5: Alarmanlage ergänzt
In knapp 50 Prozent der Fälle scheiterten die Täter bereits beim Einbruchsversuch, was nach Ansicht vieler Experten auf den vermehrten Einsatz von Sicherheitstechnik zurückzuführen ist. Auch die Polizei betont, dass viele Einbrüche durch richtiges Verhalten und professionelle Sicherungstechnik verhindert werden können. „Präventionsmaßnahmen sollten deshalb weiter forciert werden“, rät etwa Carl Becker-Christian, Geschäftsführer des BHE Bundesverband Sicherheitstechnik e. V.
Einbruchhemmende Fenster und Türen spielen als Basisschutz zwar eine große Rolle, da sie den Einstieg erschweren und Täter oft unverrichteter Dinge wieder abziehen. „Sie sollten aber um eine Alarmanlage ergänzt werden, die die Bewohner beim Verlassen des Hauses auf Sicherheitslücken, wie offene Fenster oder Türen, hinweist“, erklärt Carl Becker-Christian. Weitere Vorteile: Die Alarmsignale der Anlage schlagen die Einbrecher meist in die Flucht und informieren zeitgleich auch die Nachbarn über den Versuch. Durch die Alarmmeldung an eine Notruf- und Serviceleitstelle können durch deren schnelles Eingreifen die Diebe im Idealfall auf frischer Tat ertappt werden.
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