Wetterfest: So schützen Sie Ihre Gebäude vor Unwetterschäden

Gebäude umfassend vor Hagel, Sturm und Starkregen sichern

Zwei Männer befestigen eine Abdeckplane auf einem Dach
Foto: DJD/Paul Bauder/Michael Hauler

Regelmäßiges Überprüfen und Instandsetzen der kritischen Bereiche an den Gebäuden schützt vor teuren Unwetterschäden, aber auch die Planung im Vorfeld oder der Umbau sind ratsam.

Dach mit vielen beschädigten Dachziegeln
Der nächste Sturm kommt bestimmt. Starkregen, Hagel und Co. können das Dach extrem in Mitleidenschaft ziehen.

Das langfristige Klima wandelt sich – und damit steigt zugleich das Risiko, in unseren gemäßigten Breitengraden häufiger von Orkanen, Starkregen, Stürmen und Hagel getroffen zu werden. Un- wetter haben allein im Jahr 2022 bundesweit zu Schäden in Höhe von 4,3 Milliarden Euro geführt, berichtet der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft. Für die kommenden Jahre und Jahrzehnte steht eine weitere Zunahme zu befürchten – in nahezu jeder Region. Um die Gefahr von Schäden an Gebäuden zumindest zu verringern, können Besitzer vorausschauend einiges unternehmen. An der Lage der Gebäude kann man oft nicht mehr so einfach was ändern. Das hat man selbst oder der Vorgänger zu verantworten, wenn diese aus heutiger Sicht den wachsenden Unwillen des Wetters nicht mehr angepasst erscheint. Es können aber Änderungen und Umbauten stattfinden, die dann zeitgemäß sind.

Regelmäßiger Dachcheck

Der wichtigste Schutzschild gegen die Unbilden der Witterung stellt das Dach dar. Über mehrere Jahrzehnte der Nutzung ist es jederzeit allen Wetterbedingungen von sengender Hitze bis Frost, von intensiver UV-Einstrahlung bis zu Starkregen, Hagel und Schnee ausgesetzt. Die Dacheindeckung schmückt nicht nur das Gebäude, sondern schützt vor allem die darunter befindliche Bausubstanz. Entsprechend oft kommt es hier zu Sturmschäden, wenn zum Beispiel Orkanböen die Dachziegel lösen. Wenn das Dach auf diese Weise undicht wird, kann Feuchtigkeit eindringen und zu noch weitergehenden und teuren Problemen führen. Bei Schäden am Dach ist daher ein schnelles Handeln gefragt.

Ein Dachdecker montiert Grundgerüst eines Daches
Foto: DJD/Paul Bauder/www.michaelgallner.com

Noch besser ist es, frühzeitig etwas für den vorbeugenden Schutz zu tun, sagt Ekkehard Fritz vom Dachsystem-Hersteller Paul Bauder: „Ein regelmäßiger Check der Dacheindeckung durch örtliche Fachbetriebe ermöglicht es, kleine Mängel frühzeitig zu erkennen und schnell auszubessern, bevor daraus beim nächsten Sturm größere Schäden entstehen können.“ Ein moderner Dachaufbau verbessert Dichtigkeit und Dämmung. Spätestens nach 40 bis 50 Jahren wird ohnehin eine Neueindeckung des Dachs fällig. Auch dies stellt eine gute Gelegenheit dar, um den Unwetterschutz zu verbessern. Dazu tragen ein optimierter Dachaufbau, eine verbesserte Abdichtung und eine hochwertige Wärmedämmung bei. In unabhängigen Tests haben etwa Unterdeckbahnen oder Wärmedämmelemente ihre hohe Schutzfunktion unter herausfordernden Bedingungen unter Beweis gestellt.

Zusätzlich profitiert man aufgrund der hohen Dämmleistung von weniger Heizwärmeverlusten und einem geringen Energiebedarf. Speziell bei älteren Gebäuden sollte der Zustand des Daches regelmäßig kontrolliert werden. Um den Dachstuhl zu sichern, benutzt der Zimmermann schon seit Jahren die sogenannten „Sturmbänder“. Das sind gelochte Stahlbänder, welche auf den Dachsparren angenagelt diese miteinander verbinden. So geben die Sparren sich einen zusätzlichen, gegenseitigen Halt. Wahlweise hilft auch ein Verschrauben der Dacheindeckung auf der Unterkonstruktion. Die Windkraft wird in Newton pro Quadratmeter gemessen (N/m2). Dabei entsprechen zehn Newton einer Zugkraft von etwa einem Kilogramm. Bei einem Test im Windkanal wurden Sturmklammern getestet, die Sogkräfte über 3.000 N/m2 aushielten. Einige Sturmklammern überstanden sogar die Überlastungsgrenze der Anlage. Damit trotzt das Dach sogar einem Hurrikan.

Solaranlagen von Hause aus gut gesichert

Fotovoltaik-Module
No-Flex ist das innovative Sun Ballast-System für große Fotovoltaik-Module: eine einfache und effektive Lösung, die maximalen Widerstand gegen Biegung und Wind- und Schneelasten garantiert. Bei No-Flex gehen die Befestigungspunkte von 4 auf 6, die Stützparameter werden eingehalten und die Qualität des Systems garantiert. Foto: Sunballast

Auch wenn es oft so aussieht, als würden Solaranlagen nur auf den Dächern aufliegen, so sind diese, laut Klaus-Jürgen Edelhäuser, Experte bei der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, meist sehr gut gegen Sturmschäden geschützt. „Die Module werden an Schrägdächern fest mit der Unterkonstruktion verbunden und sind so sehr sturmsicher“, sagt Edelhäuser. „Auf Flachdächern könnten sie zwar durch die schräge Anordnung theoretisch abheben, aber in der Praxis wird auch hier gut vorgesorgt und die Module sind etwa mit Betonklötzen als Gegengewichte gesichert.“ Trotz aller Vorkehrungen: Eine Restgefahr für abgedeckte Dächer besteht immer – besonders bei Tornados oder Windhosen. „Dem Bauen sind da auch Grenzen gesetzt“, weiß Edelhäuser. „Wenn ich für alle nur erdenkliche Gefahren bauen will, kann sich das keiner mehr leisten – ganz zu schweigen von der Optik.“

Auch nach unten schauen

Heftige Gewitter, anhaltender Regen und Hochwasser können auch die kommunale Kanalisation zum Überlaufen bringen. Deren Abwasserkanäle können dann die gewaltigen Niederschlagsmengen nicht mehr aufnehmen und ableiten. Die Folge: Tief liegende Eingänge, Keller und Souterrainräume unterhalb der Rückstauebene laufen voll. Schmutzwasser, das durch Rückstau aus dem Kanal in die Gebäude zurückgedrängt wird, hinterlässt Zerstörung an Wänden, Böden und Einrichtung. Für alle Schäden durch Rückstau haften die Grundstückseigentümer.

Rückstauverschluss im Bodenablauf
Rückstauverschlüsse gibt es für diverse Einsatzgebiete, wie zum Beispiel direkt im Bodenablauf. Foto: DJD/Paul Bauder/Michael Hauler

Räume unterhalb des Straßenniveaus, die über Toilette oder Wasseranschluss verfügen, sind bei Rückstau besonders gefährdet. Daher ist es sinnvoll, bereits bei der Bauplanung abzuwägen, auf welche Abflüsse verzichtet werden kann. Ungenutzte Abläufe in Bestandsgebäuden sollten verschlossen werden. Bei genutzten Wohnräumen unterhalb des Straßenniveaus kann nur eine Hebeanlage das Gebäude angemessen schützen. Um ein Gebäude rückstausicher zu machen, ist mit dem Fachmann zu klären, wo die Rückstausicherung angebracht werden muss. Bei der Planung eines Neubaus sollte der Rückstauschutz vom Architekturbüro mitbedacht werden. Individuelle Beratung, Planung und Betreuung der Baumaßnahmen übernehmen kostenpflichtig Ingenieurbüros für Wasserwirtschaft oder Sanitärfachbetriebe, die Anlagen zur Rückstausicherung installieren.

Elektronische Rückstausicherung im Kellergebäude eingebaut
Sowohl Rückstauverschlüsse als auch eine Hebeanlage lassen sich an freien Leitungen montieren, letztere sind dann sogenannte „Hebeanlagen für die Freiaufstellung“. Hier eine elektronische Rückstausicherung. Foto: Acco

Hebeanlagen und Rückstauverschlüsse müssen regelmäßig geprüft und gewartet werden, sonst riskieren Sie bei Schäden den Versicherungsschutz. Manuelle Rückstauklappen können im Anschluss an eine fachmännische Unterweisung eigenverantwortlich gewartet werden. Um im Schadensfall Ärger mit der Versicherung zu vermeiden, sollte die eigene Wartung vorsorglich dokumentiert werden. Viele Fachbetriebe bieten auch Wartungsverträge an. Vor einer Auftragsvergabe ist es ratsam, mehrere Angebote einzuholen und Leistungen und Preise miteinander zu vergleichen. Das Rückstaurisiko muss explizit innerhalb einer Elementarschadenversicherung abgesichert werden. Im Schadensfall können Versicherer einen Nachweis über die regelmäßige Wartung von Rückstausicherungen verlangen. Achtung: Nicht jeder Rückstau ist mitversichert, hierbei kommt es auf das Kleingedruckte an.

Wasser von außen

Hochgezogener Schutzbalken aus Aluminium vor einer Haustür
Die Montage eines solchen Alu-Dammbalken-Systems erfolgt in die Laibung, die Profile werden bei Bedarf eingeschoben. So ein System kostet um 1000 Euro pro Tür. Foto: Howa

Gegen Überschwemmungen hat Prefa ein Hochwasser-Schutzsystem entwickelt. Mit den speziellen Dammbalken aus Aluminium können Fenster-, Tür- und Toröffnungen, die dem Wasser einen Angriffspunkt bieten, rasch abgedichtet werden. Dabei sind die Befestigungsprofile an der Wand verankert. Bei einer Hochwasserwarnung können Sie schnell und einfach die Dammbalken in die Befestigung schieben und haben einen guten Schutz vor Hochwasser.

Mann montiert Siding-Panele an einer Hausfassade
Mit Sidingprofilen können Außenfassaden zusätzlich nachträglich geschützt werden. Die Montage sorgt zugleich für eine Hinterlüftung. Foto: Lichtschachtabdeckung-in

Sollte das Hochwasser Sie ohne Vorkehrungen überraschen, ist es wichtig, dass das Wasser schnell beseitigt wird – sofern dies möglich ist. Denn Schimmelpilze befallen das Mauerwerk schon nach wenigen Tagen. Für die Trocknung setzt man eine Kombination aus Luft und Wärme ein. Wände und Decken sind damit schnell entfeuchtet. Der Aufwand bei durchnässten Böden kann höher sein. Kompetente Sachverständige beurteilen im besten Fall den Wasserschaden und geben auch Rat zu deren Beseitigung.

Richtig versichert?

Wenn Unwetter Dächer abgedeckt und Bäume Schäden an Gebäuden angerichtet haben, regulieren verschiedene Versicherungen die Schäden. Damit das klappt, müssen Sie Schäden umgehend Ihrer Versicherung melden. Für Sturmschäden haften beispielsweise Gebäude-, Hausrat- und Kaskoversicherungen. Allerdings: Stürmisch finden die Gesellschaften es erst ab Windstärke 8. Das entspricht einer Windgeschwindigkeit ab 62 Stundenkilometern. Hat der Sturm Ziegel und Dachpappe mitgehen lassen und lässt sich die Windstärke im Nachhinein nicht feststellen, kann gegebenenfalls trotzdem von einem Sturmschaden ausgegangen werden.

Zumindest dann, wenn in der Umgebung auch andere Gebäude oder Sachen durch den Sturm beschädigt wurden oder der Schaden an einem intakten Haus nur durch einen Sturm entstanden sein kann. Entwickeln Sie einen Notfallplan, der beschreibt, wie Gebäude im Falle eines Sturms geschützt werden. Dies kann den Umgang mit Fensterabdeckungen, Sicherung von Gegenständen im Freien und Evakuierungspläne umfassen. Die Sturmsicherheit eines Gebäudes hängt von verschiedenen Faktoren ab, die sich durch den Klimawandel verschärfen. Es ist ratsam bereits heute sich zu wappnen.

Sandsäcke am Ufer eines Flusses mit Hochwasser, am gegenüberliegenden Ufer Häuser
Foto: Thomas Oettinge auf Pixabay

Vorausschauend planen: So schützen Sie Ihre Gebäude vor Unwetterschäden

Ein Gebäude im Vorfeld sturmsicher zu machen, erfordert eine Kombination aus guter Planung, Bauqualität und dem Einsatz geeigneter Materialien.

  • Standortauswahl und Planung: Wählen Sie den Standort für das neue Gebäude sorgfältig aus, um potenzielle Risiken wie Hanglagen, Überschwemmungsgebiete und stark exponierte Bereiche zu minimieren. Ein guter Planungsprozess sollte auch den natürlichen Verlauf von Winden und Stürmen berücksichtigen.
  • Sturzsicheres Design: Arbeiten Sie mit Architekten und Ingenieuren zusammen, die Erfahrung in der Planung von sturmsicheren Gebäuden haben. Das Gebäude sollte aerodynamisch gestaltet sein, um den Winddruck zu minimieren.
  • Strukturstabilität: Verwenden Sie widerstandsfähige Baumaterialien, die den lokalen Wetterbedingungen standhalten können. Das Gebäude sollte eine solide Struktur haben, die in der Lage ist, starken Winden zu widerstehen.
  • Verankerungssysteme: Stellen Sie sicher, dass das Gebäude ordnungsgemäß im Boden verankert ist. Dies gilt insbesondere für Gebiete, die häufig von Wirbelstürmen oder starken Winden betroffen sind.
  • Fenster und Türen: Verwenden Sie verstärkte Fenster und Türen, die den Druck von starken Winden standhalten können. Schutzsysteme wie Fensterläden oder Schutzfolien können ebenfalls in Betracht gezogen werden.
  • Dachkonstruktion: Das Dach ist besonders anfällig für Windkräfte. Wählen Sie eine Dachkonstruktion, die allen Belastungen standhalten kann. Beachten Sie, dass Dachziegel, Schindeln oder andere Materialien ordnungsgemäß befestigt sind.
  • Verbindungsmaterialien: Verwenden Sie qualitativ hochwertige Verbindungsmaterialien wie Bolzen, Schrauben und Verankerungen, um sicherzustellen, dass das Gebäude als Ganzes stabil bleibt.

 

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